
Entstehung von Stress, Blockaden und Traumata
Neben schlimmen unpersönlichen Ereignissen wie Unfällen, können vor allem auch Verletzungen durch andere Menschen emotionale und physische Beschwerden sowie eine veränderte Sicht auf sich selbst und das Leben bewirken.
Dies kann dazu führen, dass das System, um sich zu schützen und auf potentielle Gefahren direkt reagieren zu können, mit einer permanent erhöhten Anspannung und Flucht-Kampf-Bereitschaft reagiert.
Unterschwellig oder sehr präsent steht das System in Alarmbereitschaft und unter Stress.
Schöne Momente können nicht mehr richtig genossen werden, es wird sehr sensibel auf vieles reagiert, überall wird das Negative angenommen oder es fällt schwer wirklich zu entspannen und abzuschalten.
Je nach Studie geben ungefähr 50% der Menschen an gestresst oder schwer gestresst zu sein und dies körperlich, mental sowie emotional zu spüren.
Psychischer Stress und seine körperlichen Folgen entstehen, wenn das eigene System seine Ressourcen, also sich selbst, in Gefahr sieht.
Die meisten Situationen, in denen die Menschen Stress empfinden sind jedoch nicht existenziell bedrohlich, oft stellen sie sogar überhaupt kein Problem dar, werden aber vom jeweiligen Menschen trotzdem als solche erlebt.
Da Stress eine individuelle Reaktion auf eine Situation ist, liegt die Ursache, wenn sie nicht im Außen ist, im Inneren.
Es gibt demnach eine Ursache, aus der ein innerer Automatismus bzw. eine Programmierung entstanden ist, die diese Situation als überfordernd oder gar potentiell gefährlich wahrnimmt.
Ist das eigene System häufig oder sogar fortlaufend in einer Stress- bzw. Alarmreaktion, führt das zu psychischen und somatischen Reaktionen.
Diese werden unter anderem in Form von emotionalen und/oder physischen Blockanden erfahren, die in bestimmten Konstellationen oder permanent auftreten können.
Das liegt daran, dass das Gehirn Erfahrungen und die dabei aufgetretenen Verhaltensmuster als eine Art von Programmierungen abspeichert, um in zukünftigen Situationen dieser Art vorbereitet zu sein und direkt reagieren zu können.
Evolutionär bedingte Programmierungen können zum Beispiel sein, dass es bei vielen Menschen tief sitzende Abneigung vor Spinnen gibt, da sie früher und in der giftigen Variante eine ernst zunehmende Gefahr darstellten.
Auf der Ebene der Vererbung geht es um Programmierungen, die von den Eltern oder Großeltern übernommen worden sind, da deren System in einer bestimmten Erfahrung gespeichert hat, dass diese Form im Sinne des Überlebens hilfreich gewesen ist.
Bei der Übernahme handelt es sich um Handlungsmuster, die bei nahestehenden oder für den jeweiligen Menschen aus irgendeinem Grund wichtigen Personen abgeschaut und übernommen werden. Das System sieht die Reaktion und speichert sie in sich als eine sinnvolle Reaktion, um in zukünftig vergleichbaren Situationen auf diese Art reagieren zu können.
Darüber hinaus gibt es natürlich auch noch die selbst erlebten Situationen auf deren Basis dann automatisierte Prozesse von Handlungsstrukturen innerhalb des eigenen Systems für die Zukunft angelegt wurden.
Diese Programmierungen können situationsbedingt sein, wie zum Beispiel der Hund, der von einem besoffenen Menschen getreten wird, fortan mit einer Alarmreaktion reagiert, da sein System gespeichert hat, dass besoffene Menschen eine Gefahr darstellen.
Ebenso kann es sein, dass ein Lebewesen, das mal fast ertrunken ist, jedes Mal, wenn es mit Wasser in Berührung kommt, psychisch wie physisch in einen Überlebenskampfmodus hinein geht, da mit Wasser eine lebensbedrohliche Situation verbunden ist.
Es gibt aber auch viele Programmierungen, die nicht nur auf eine konkrete Situation begrenzt sind, sondern permanent im Hintergrund oder auch sehr präsent aktiv sind und das Erleben sowie die Handlungen beeinflussen.
Das kann zum Beispiel sein, wenn einem Menschen während der Kindheit zum Beispiel das Gefühl gegeben worden ist, dass er nicht gut genug ist. Dies kann dazu führen, dass sich das System speichert, immer beweisen zu müssen, dass es wertvoll und liebenswert ist.
Gleichzeitig kann es aber auch dazu führen, dass dieser Mensch immer wieder Situationen dieser Art anzieht oder dahingehend interpretiert, um die entstandene innere Überzeugung nicht gut genug oder nicht wertvoll zu sein, zu bestätigen.
Ursache für diese Programmierungen können dabei einzelne Situationen sein oder Muster, also mehrfach über einen bestimmten Zeitraum sich wiederholende Situationen.
Die daraus entstandenen Programmierungen sind jedoch nicht wie ein einzelnes Objekt in einer Schachtel abgelegt, sondern die Speicherung der Erfahrung mit der oder den damit einhergehenden Emotion(en) und Körperreaktion(en) sowie dem Handlungsmuster als Ganzem verteilt sich in Form von Gedächtnisspuren, sogenannten Engrammen, auf verschiedene funktionell miteinander verbundene Bereiche des Gehirns. Sie sind dort auch nicht in den einzelnen Zellen gespeichert, sondern in den Zwischenräumen des neuronalen Netzwerks als Komplex hinterlegt.
Im Grunde genommen versucht das Gehirn in jeder Situation auf vorhandene Engramme oder Gedächtnisspuren zurückzugreifen, um die passende Reaktion einleiten zu können.
In der positiven Variante kennen wir das vielleicht, dass wir bei dem Geruch einer bestimmten Sonnenmilch an die Sommerurlaube in unserer Kindheit und die damit verbundenen Gefühle denken bzw. die damit eingespeicherten Emotionen wachgerufen werden.
Es kann auch sein, dass wir bei einem bestimmten Lied oder Klang an eine bestimmte Situation erinnert werden und die damit verbundene Speicherungen aktiv werden.
In Bezug auf unangenehme Erfahrungen bedeutet es, dass dann wiederum die damit verbundenen Emotionen und Körperreaktionen hervorgerufen werden.
Ein Trauma kann wiederum entstehen, wenn wir eine einzelne oder länger anhaltende Situationen erleben, die für uns eine faktische oder so empfundene extreme Bedrohung darstellt und unsere individuellen Bewältigungsstrategien übersteigt. Es handelt sich also um eine signifikante Steigerung einer negativen Erfahrung in den Bereich des kaum oder nicht mehr Ertragbaren. Das System schaltet in bestimmten Bereichen ab, um sein Überleben zu sichern, kann dadurch die Erfahrung aber nicht richtig verarbeiten.
Dies kann dazu führen, dass unser Vertrauen in uns Selbst, die Menschheit, das Leben, die Welt oder dem Göttlichen erschüttert wird und unser Selbstbild sowie die Sichtweise auf die Welt und das Leben dahingehend verändert.
Bei all diesen potentiell traumatischen Erlebnissen entscheiden allerdings auch individuelle Faktoren und das subjektive Erleben, wie die Situation verarbeitet bzw. eben nicht verarbeitet werden kann.
Auf der Ebene des Gehirns bedeutet dies, dass archaische Bereiche des Hirnstamms die Kontrolle übernehmen und keine rationale Verarbeitung mehr stattfindet.
Das Erlebnis kann dementsprechend nicht mehr durch die für rationale Einordnung und Interpretation zuständigen Gehirnareale interpretiert und verarbeitet werden, um es als ein Gesamterlebnis im Kontext der Situation abzuspeichern.
Statt eines Gesamteindruckes werden unverarbeitete Teileindrücke gespeichert.
Das sind insbesondere Sinneseindrücke wie Gerüche, Geräusche und Bildfragmente etc.
Dies führt dazu, dass durch sogenannte Trigger-Reize die mit diesen Fragmenten der Erinnerung verbunden Emotionen reaktiviert werden können.
Tauchen dann Reize auf, die mit der damaligen Situation vergleichbar sind, wie zum Beispiel ein Geruch, Geräusch oder Blick etc., aktiviert das System über die Amygdala eine Alarmreaktion, die die damals entstandenen Emotionen und Körperreaktionen von neuem aktiviert, da sich die damalige Situation wiederholen könnte.
Es können auch einfach Erinnerungen an das Erlebnis im Geiste aufsteigen.
Wobei es in diesen Fällen ebenso unbewusste innere oder äußere Anreize dazu gegeben haben kann.
In allen Varianten von Stress, über Blockaden zu Mikro-Traumata oder richtigen Traumata ist es wichtig zu verstehen, dass sie eine Ursache haben und auf dieser unser Gehirn ein Verhaltensmuster gebildet und in sich eingespeichert hat.
Solange solch eine Programmierung von Verhaltensmuster in uns ist, werden wir auf eine dementsprechende Art auf vergleichbare Situationen reagieren.
Dies kann sogar Situationen betreffen, die nur ganz entfernt oder gar nichts mit dem damaligen Erlebnis zu tun hat, aber einen bestimmten Reiz der damaligen Situation beinhalten.